Ischia - Heimat sensationeller Weißweine
Die Raritäten des Weingutes Casa d’Ambra
Die Insel Ischia, im Golf von Neapel gelegen, ist gemeinhin wegen ihrer Thermen - die übrigens schon Homer in seiner "Illias" erwähnte - und ihrer landschaftlichen Schönheit als touristische Topdestination bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Insel die Heimat außergewöhnlicher alter Traubensorten ist, die sich bis in die Zeit der ersten griechischen Besiedelung im 8. Jahrhundert vor Christus zurück verfolgen lassen.
Ein Beweis für die lange Weinbautradition lässt sich schon vom Namen ableiten: Die Römer nannten die Insel ursprünglich "Aenaria", was vom griechischen "Oinaria" abgeleitet ist, was soviel bedeutet wie "Land der Reben". Später nannten die Römer die Insel "Inarim", was - will man dem Poeten Ovid Glauben schenken - eine Metapher für "Traube" darstellt. Aus diesen Bezeichnungen entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der heutige Name Ischia.
Es ist eines der Wunder unserer Zeit, dass diese alten Traubensorten bis heute nicht nur überlebt haben, sondern immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen.
Als einer der Hüter und Förderer dieser alten Sorten hat sich das Weingut
Casa d’Ambra etabliert, das auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Dabei ist der Weinbau in Ischia aufgrund der Topographie und der kleinen betrieblichen Strukturen mühsam und aufwändig. Die Bearbeitung der meist sehr steilen Weingärten und die Ernte sind in mühevoller Arbeit zu bewältigen, die vieler fleißiger Hände bedarf. Denn nicht überall gibt es die winzigen Einschienenbahnen (Monorotaia genannt), die die Arbeit ein wenig erleichtern.
Casa d’Ambra wird seit dem Jahre 2000 vom Önologen Andrea d’Ambra geleitet, der die Arbeit seiner Vorfahren nicht nur erfolgreich weiter führt, sondern auch innovativ in Kellereitechnik und Marketing investiert hat. Seine besondere Aufmerksamkeit und Liebe gilt dabei den autochtonen alten Weißweinsorten Biancolella und Forastera sowie der roten Per’E’ Palummo (Piedirosso). Neben den eigenen Weinbergen von rund 17 Hektar kauft Casa d’Ambra weitere 5.000 Tonnen Traubenmaterial von den mehr als 150 lokalen klein strukturierten Inselproduzenten zu. Alles wird in der Kellerei mit rund 3.500 Quadratmetern Nutzfläche verarbeitet. Moderne, temperaturgesteuerte Edelstahltanks gewährleisten höchste Qualität der Weißweine, während die Rotweine in kleinen und großen Holzfässern ausgebaut werden.
Alle diese Faktoren ergeben echte Steillagenweine allerhöchster Wertigkeit.
Ischia Biancolella DOC
Für mich die Königin der weißen Südweine. Mit ihrer einladenden strohgelben Farbe präsentieren sich die Weine trocken und körperreich am Gaumen. Das Bouquet erinnert an den Duft von Wildblumen aus der Macchia untermalt mit der Eleganz exotischer Früchte. Zusammen ergibt das einen animierenden Geschmack mit einem leichten Mandelton im langen Abgang.
Ischia Forastera Euposia DOC
Leuchtend goldgelb präsentiert sich dieser elegante und doch körperreiche Wein. In der Nase zeigen sich deutliche Fruchtaromen von reifen Marillen unterstrichen von der Würzigkeit mediterraner Macchia. Am Gaumen trocken besticht das intensive, aber nicht aufdringlich wirkende Aroma und der leicht bittere Abgang passt harmonisch in das Gesamtbild dieses Weißweines.
Per’E’ Palummo DOC
Mit seinem intensiven Rubinrot macht dieser Wein den Betrachter neugierig. Und das mit vollem Recht: Im Bukett elegant und fruchtig besticht er mit einem feinen Veilchenduft. Am Gaumen weich, samtig und fruchtig, die zarte Gerbsäure mit fast unmerklichen Tabakanklängen ist perfekt eingebunden. Der feine, nachhaltige Abgang verstärkt das Trinkvergnügen.
Einzigartige Etiketten
Eine Besonderheit stellt auch die Geschichte der außergewöhnlichen Etiketten von Casa d’Ambra dar. Als seinerzeit Mario d’ Ambra, der 1984 die Firma übernommen hatte, in Neapel weilte, traf er zufällig den Champagnerhersteller Chandon. Und dieser erlaubte ihm, von der Qualität der Weine beeindruckt, das typische Champagner Etikettenformat zu verwenden. Der Italienische Filmemacher Luchino Visconti - ein Freund der Familie - half beim Layout und beim Texten der Etiketten.
JAGEN HEUTE Chefredakteur Kurt Mayr