Ein Blick in die Zukunft
Wie wird sich die Falknerei in den Industrieländern der EU entwickeln?
Von Falkenmeister Josef Hiebeler
Vor allem die Landnutzung für Straßen, Industrie, Wohneinheiten, Windparks, Fotovoltaik-Anlagen, Biogasanlagen und moderner Landwirtschaft nimmt weltweit in einem noch nie da gewesenen Tempo zu. Eine zoologische Verarmung der Feldfluren gibt es derzeit schon überall auf modernen Agrarflächen. Besonders in den Kernjagdländern Deutschland, Tschechien, Ungarn, Österreich, Slowakei und Polen wird das Niederwild durch Energiepflanzen-Anbau völlig zurückgedrängt und ihm jede Art von Lebensraum genommen. Insgesamt gesehen sind es in Europa nur noch wenige Oasen wo Niederwildjagd möglich ist.
Genau auf diesen immer kleiner werdenden Flächen drängen sich alle, die Niederwild jagen möchten, besonders die Falkner sind darauf angewiesen. Ich glaube nicht, dass Falknerei noch interessant ist, wenn sich der größte Teil nur noch auf Krähenjagd und Vergrämungsjagd beschränken muss. Aber auch die Krähenjagd wird in vielen Ländern sehr eingeschränkt und durch die internationale Vogelrichtlinie verboten. Es werden immer mehr Falkner aber immer weniger Jagdmöglichkeiten.
Wenn man 20 Jahre zurückblendet, dann ist es heute kaum zu glauben, dass in Österreich und Bayern gute Niederwild-reviere zu finden waren, die heute völlig zersiedelt sind und nie mehr renaturiert werden können. In der neuesten Jagdstudie von Prof. Beutelmeier ist ersichtlich, dass in Zukunft der Ausbildungstrend in allen
Bereichen der Jagd steigt aber die Reviere sich grundlegend verändern. Besonders die Niederwildreviere sind Monokulturen, die mit wildfeindlichen Großmaschinen Tag und Nacht bestellt werden.
Falknerei ist in der gesamten Jagd nur eine kleine Randerscheinung und deshalb wird die Schlinge immer enger, was Trainings- und Jagdreviere betrifft, bis auf wenige, die in einer kleinen Ecke eine private Jagdmöglichkeit finden!
Die Falknerei als Jagdausübung ist zwar erlaubt aber mit immer mehr Einschränkungen verbunden, die schleichend kommen. In vielen Ländern Europas wird von politischen Parteien und Tierschutzorganisationen über ein Falknereiverbot laut nachgedacht, wie bei unseren Nachbarn in Nordrhein-Westfalen oder in den Niederlanden. Diese Tendenzen breiten sich bekanntlich wie Metastasen aus.
Die Aufnahme als Weltkulturerbe in die UNESCO ist ein großer Erfolg für die Länder, die es geschafft haben, und gibt zumindest einen kleinen Halt. Es garantiert aber keine Narrenfreiheit für alle Zukunft, sondern Verantwortung, besonders wenn gezielte gesetzliche Bestimmungen die praktische Falknerei in ihrer Durchführung unmöglich machen. Streng genommen kann ein bereits aufgenommenes Kulturgut von der UNESCO wieder gelöst werden. Vor allem, wenn der öffentliche Druck zu groß wird, die Falknerei nicht mehr „zeitgemäß“ ist, bzw. mit einer neuen Gesetzgebung nicht mehr vereinbar ist.
Es könnte in Zukunft sogar so sein, dass nur noch Falkenhöfe übrig bleiben als gesellschaftliche Einrichtungen, weil dort kein Tier getötet wird und der öffentliche Wert einer solchen Anlage mit dem modernen Umweltschutz als Bildungsstätte vereinbar ist. Also wird es die klassische Falknerei nur noch museal und als Falkenhof geben, wie so mancher Ombudsmann/-frau und Umweltanwälte es sich herbeiwünschen.
Falknerei, eine Kunst, die in Zukunft als Jagdart verloren geht?
Falknerei kann nur als Großplattform bestehen, wo alle Falkner zentral vertreten sind. Grabenkämpfe, Kleinvereinsmeierei und Wirtshausgeschwafel sind keine Zukunftsvisionen!
Eine offensive und positive Falknereipolitik ist vordringlich auch eine Aufgabe für die IAF, sie hat als Anwalt für die Falknerei international tätig zu werden.
Agieren, nicht reagieren, denn da ist es in den allermeisten Fällen bereits zu spät!
Die Falknerei der Zukunft muss sich in vielen Punkten ändern und zeitgemäß aufgestellt werden, auch Falkenhöfe!
www.falknerbund.com